Kategorie: Schnipsel

Was ist Frieden?

Eine Frage:

  • die nicht nur mich bewegt, sondern viele Menschen mit mir,
  • nicht nur heute, sondern in allen Zeiten,
  • nicht nur bei uns, sondern an allen Orten.

So springt mir das folgende Gebet, das ich am 19. August 2024 in den Losungen lese, direkt ins Herz.

Wer den Frieden sucht,

wird den anderen suchen,
wird zuhören lernen,
wird das Vergeben üben,
wird das Verdammen aufgeben,
wird vorgefasste Meinungen zurücklassen,
wird das Wagnis eingehen,
wird an die Veränderung des Menschen glauben,
wird Hoffnung wecken,
wird dem anderen entgegengehen,
wird zu seiner eigenen Schuld stehen,
wird ungeduldig dranbleiben,
wird selber vom Frieden Gottes leben.

Suchen wir den Frieden?

Quelle: Schalom Ben-Chorin, gefunden in: Die Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine für das Jahr 2024, Gebet zur Losung vom 19.08.2024.

Der Autor wird 1913 in München als Fritz Rosenthal geboren und wählt später den Namen „Schalom Ben-Chorin“, übersetzt „Friede Sohn der Freiheit“ (siehe unten). Welch ein schöner Name! Nomen est omen, denn Schalom Ben-Chorin war ein Wegbereiter für die Verständigung zwischen Juden und Christen. Neben Frieden hat er für seinen neuen Namen auch noch ein zweites essenzielles Wort gewählt: „Freiheit“. Ohne Friede keine Freiheit! Und: Ohne Freiheit kein Friede!

Beides – Friede und Freiheit – sind in unseren Tagen bedroht.

Über Freiheit habe ich mich schon ausgelassen.

„Friede“, wie nur bekommen wir ihn? Er fällt nicht vom Himmel. Wir müssen ihn suchen. Aber wie? Die Antwort habe ich im Gedicht von Schalom Ben-Chorin gefunden. Gibt es überhaupt die EINE Antwort? Ich glaube nicht. Ben-Chorin beschreibt Punkte, Schritte, Situationen, die uns näher zum Frieden führen. Sind sie einfach? Nein! Ist er dauerhaft, wenn ich einmal Frieden gefunden habe? Nein! Ich muss mich immer und immer wieder um ihn bemühen. Luther würde wohl sagen, dass ich nach Frieden „trachten“ muss. „Trachten“, ein altes Wort, das fast niemand mehr benutzt. Es bedeutet: „bestrebt sein, beabsichtigen, zu erlangen suchen“.

Trachten in allen Lebenslagen: Den anderen – meinen Nächsten -suchen. Zuhören lernen. Das ist oft gar nicht so leicht. Das Vergeben üben, das Verdammen aufgeben, die vorgefasste Meinung zurücklassen! Oh je, noch schwerer. Wagnis eingehen? Wie, ich suche doch nach Sicherheit. An die Änderung der Menschen glauben? Da fallen mir einige ein, die sich wohl nie ändern – glauben ich. Hoffnung wecken. Ja, Hoffnung, die habe ich, weil ich an Jesus Christus glaube. Dem anderen entgegengehen? Ich habe Angst, da ich schon so oft verletzt wurde. Zu meiner eigenen Schuld stehen? Aber ich versuche doch, meine eigene Schuld zu verstecken. Geduldig bleiben? Geduld ist nicht gerade meine Stärke. Vom Friede Gottes leben. Ja, wenn ich in Ihm und Er in mir ist, dann spüre ich, was Friede sein kann, und manchmal ist er in mir.

Schalom Ben-Chorin endet sein Gebet mit der Frage:

Suchen wir den Frieden?

Schalom Ben-Chorin (hebräisch, übersetzt: „Friede, Sohn der Freiheit“; geboren am 20. Juli 1913 in München als Fritz Rosenthal; gestorben am 7. Mai 1999 in Jerusalem) war ein deutsch-israelischer Rabbiner, Journalist und Religionswissenschaftler. Ben-Chorin setzte sich vor allem für den christlich-jüdischen Dialog, die Überwindung des Antijudaismus und Antisemitismus und für die Möglichkeit einer Theologie nach Auschwitz ein. Seine Wahlheimat war Israel.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schalom_Ben-Chorin, abgerufen am 24.08.2024

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus.

Philipperbrief, Kapitel 4, Vers 7 (LU17)

Demut und dienen

Demut bedeutet die Bereitschaft zu dienen.

Johannes Hartl, Zitat aus dem YouTube Video „7 Lektionen für Ausbrecher“.

Ohne Kommentar!

Trennung der Menschen von Gott

Wie kommt das Böse in die Welt?

Fragst du dich das auch manchmal?

Eine Ahnung von einer Antwort habe ich im Buch „Warum musste Abel sterben?“ gefunden.

Es wirkt so, als ob Gott in gewisser Weise darauf hinweisen würde, dass nach der Trennung des Menschen von seinem Schöpfer auch die Gemeinsamkeit der Menschen selbst extrem gefährdet ist und dass sich unter ihnen eine Angst breitmacht, vom andren bedroht und verfolgt zu werden. Durch die Trennung und das Zerwürfnis zwischen Gott und Mensch ist der Glaube an etwas Jenseitiges, etwas Göttliches verloren gegangen. Es bleibt nur noch die naturwissenschaftlich-materialistische Weltsicht.

Bernd Deininger, „Du sollt deines Bruders Hüter sein.“, Betrachtungen zu Genesis 4, 1 – 16, in Anselm Grün, Bernd Deininger, „Warum musste Abel sterben?“, Münsterschwarzach 2020, Seite 23 f

Meine Internpreatation: Das Böse kommt in die Welt, wenn der Mensch sich von Gott trennt, Ihm nicht vertraut.

Vergebung

Schnipsel

Da ich viel lese und auch häufig im www unterwegs bin, stolpere ich immer wieder über Inhalte, Artikel und andere Beiträge, die mein besonderes Interesse wecken. Da ich vergesslich bin, schreibe ich sie auf.  Ich nenne sie „Schnipsel“.

Einige will ich mit euch teilen. Ihr findet sie unter der Kategorie „Schnipsel“.

Vergebung

Ein leichtes Leben, wer wünscht sich das nicht?

Samuel Koch kennen wahrscheinlich viele aus „Wetten dass ..?“. In der Sendung hatte er einen Unfall und ist seitdem querschnittegelähmt. Samuel hat bestimmt kein leichtes Leben. Und er schreibt ein Buch mit dem Titel „schwerelos – Wie das Leben leichter wird.“ Ich kann es nur empfehlen. Das Buch ist nicht nur lesenswert sondern auch schön gestaltet.

Samuel hat auch darüber nachgedacht, wie man „Schwere los“ wird – schönes Wortspiel. In dem Kapitel „Bitterkeit-Abwehrkraft: Vergebung“ schreibt er:

Achtung, nun wird es herausfordernd. Die Suche nach Schwerelosigkeit kommt nicht umhin, auch auf das Schwere zu blicken. Und wohl das Schwerste und Erdrückendste, was ein Mensch erfahren kann, ist Krieg oder anders formuliert: Unfrieden. Und der beginnt und schmerzt schon im Herzen …

Ist es möglich, dieses Schwergewicht im Herzen loszuwerden – auch und gerade, wenn Menschen einem Schweres zugefügt haben? Hier ein Paradebeispiel aus unserer jüngsten Geschichte: Corrie ten Boom überlebte das KZ Ravensbrück, in dem sie gelandet war, weil ihre Familie Juden in ihrem Haus versteckt hatte. Viel später, nach dem Krieg, sprach sie in einer Kirche, und hinterher kam ein Mann auf sie zu.

Ab hier zitiert Samuel Koch Corrie ten Boom:

In diesem Moment sehe ich den Mantel, die blaue Uniform. Ich sehe den großen Raum, in dem wir uns nackt ausziehen mussten. Die Schuhe und die Kleider am Boden. Ich erinnere mich an die Scham, an meine ausgemergelte Schwester, deren Rippen unter der pergamentartigen Haut hervortraten. Meine Schwester überlebte das Konzentrationslager nicht. Unter anderem wegen diesem Mann mit der Jagdpeitsche, die in seinem Gürtel steckte. Mein Blut schien zu gefrieren.

Er sagte: „Sie sprachen von Ravensbrück. Ich war Wächter dort. Inzwischen bin ich Christ geworden.“ Er streckte mir seine Hand entgegen und fragte: „Werden Sie mir vergeben?“

Sekunden stand ich wie gelähmt vor diesem Mann, doch es kam mir vor, als wären es Stunden. Ich kämpfte mit meinem Inneren: Meine Schwester war elend und langsam gestorben. Nach dem Krieg hatte ich ein Heim für Naziopfer eröffnet. Ich erlebte dort, dass die, die vergeben konnten, innerlich frei wurden, egal, welche körperliche Schäden sie hatten. Die, die an ihrer Bitterkeit festhielten, blieben jedoch Invaliden.

Nun war es an mir.

Ich stand immer noch vor dem Mann. Kälte umklammerte mein Herz. Doch Vergebung ist kein Gefühl, sondern in erster Linie ein Akt des Willens. Mit einer mechanischen Bewegung legte ich meine Hand in die Hand, die sich mit entgegenstreckte.

Dann geschah etwas Unglaubliches! Ein heißer Strom entsprang in meiner Schulter. Er lief meinen Arm entlang und sprang über in unsere beiden Hände. Mein ganzes Sein wurde von dieser heilenden Wärme durchflutet. Ich hatte plötzlich Tränen in den Augen und konnte sagen: „Ich vergebe dir! Ich vergebe dir von ganzem Herzen.“

Quelle: Samuel Koch, schwerelos, wie das Leben leichter wird, Asslar 2023, Seite 142 ff

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