Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Man kann einen Menschen aus Afrika herausnehmen, aber nicht Afrika aus einem Menschen.“

Genauso fühle ich mich. Egal wo ich bin, Afrika ist in meinem Herzen.

Nordkamerun, genauer gesagt, die Stadt Maroua ist meine zweite Heimat. Auf der Karte kann man erkennen, dass Maroua mitten in Afrika liegt. E-Mails, die ich aus Maroua schreibe, enden meist mit dem Satz: „Mit lieben Grüßen aus dem Herzen Afrikas“.

In Maroua habe ich meine Frau Marguerite kennengelernt. Wir haben 2006 geheiratet. Bis 2018 war diese Stadt unser Lebensmittelpunkt und wir reisten fast jedes Jahr nach Deutschland. Jetzt leben wir in Deutschland und reisen regelmäßig nach Kamerun. Reisen wir nach Kamerun, so kommen wir nach Hause. Und die gleichen Empfindungen haben wir, wenn wir zurück nach Deutschland fliegen. Wir kommen also immer nach Hause. Vor einigen Tagen sagte ich zu Marguerite, dass es ein großes Privileg ist, in zwei vollkommen unterschiedlichen Welten beheimatet zu sein.

Wie ich 2005 nach Afrika gekommen bin, habe ich bereits auf meiner Seite Christ beschrieben. „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen,“ schreibt Matthias Claudius. Meine zum Teil außergewöhnlichen Erlebnisse der ersten Jahre in meiner neuen Heimat habe ich in einem Afrikatagebuch festgehalten. Da viele Freunde und Bekannte mich gebeten hatten, ihnen zu schreiben, hatte ich meine Eindrücke im Internet veröffentlicht. Auf diese Weise konnten es alle lesen, die sich dafür interessierten und immer noch interessieren. Es ist authentisch. Die Eintragungen habe ich nicht verändert.

Afrika? Die ersten Assoziationen, die viele Menschen damit verbinden, sind Armut, Hunger, Dürren, Krieg, Konflikte … Das vorherrschende Bild ist negativ besetzt. Positiv nimmt man die wunderschöne Landschaft, die Natur und die exotische Tierwelt war, die in Dokumentationen dargestellt werden. Beide Bilder treffen zu. Aber wenn ich an Afrika denke, dann erinnere ich in erster Linie die Menschen, die mir begegnet sind.

„Das Afrika“, gibt es das überhaupt? Nein, genauso wenig wie es „das Europa“ gibt. Dort wie hier gibt es unterschiedliche Länder, Kulturen, Sprachen, Religionen, unterschiedliche geologische und klimatische Verhältnisse, artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. Authentisch kann ich nur von dem berichten, was ich persönlich erlebt und wahrgenommen genommen habe und das ist nur ein winzig kleiner Ausschnitt dieses vielfältigen Kontinents. Meine Sichtweise ist begrenzt auf Kamerun, besser gesagt Nordkamerun, noch präziser Maroua und die nähere Umgebung. Doch wenn ich Berichte von anderen Menschen lese oder höre, die in anderen Teilen Afrikas leben oder gelebt haben, so kommt mir vieles bekannt vor.

Was fasziniert mich nun an Afrika?

Ich hatte das Privileg, viel in Kamerun zu reisen: von Kribi und Ambam, ganz im Süden zum Tschadsee hoch im Norden, von Limbe und Bamenda im Westen nach Batouri und Touboro im Osten.

Kamerun ist so vielfältig wie Afrika, deshalb wir es auch „Afrique en miniature“ genannt, „Afrika im Kleinen“.

Wenn man von der Atlantikküste am Golf von Guinea bis zum Tschadsee reist, erfährt man hautnah alle Klimazonen, vom tropischen Regenwald im Süden über Savanne in der Region, in der wir leben, bis zur Wüste im äußersten Norden. Entsprechend vielfältig sind Flora und Fauna.

Im tropischen Süden ist es nicht so heiß aber die hohe Luftfeuchtigkeit ist sehr schweißtreibend. Ich persönlich bevorzuge die trockene Hitze des Nordens. Doch die Höchsttemperaturen im April und Mai von teilweise über 50° C im Schatten sind schwer zu ertragen, vor allem wenn es auch nachts nichtsonderlich abkühlt, und das nicht nur für Europäer.

So wie die Alpen Europa so trennen die Adamaoua-Berge Kamerun. Der Süden ist tropisch feucht. Je weiter man von den Adamaoua-Bergen nach Norden kommt, so trockener und heißer wird es. Nicht nur das Klima und damit verbunden die Pflanzen- und Tierwelt sind vollkommen verschieden, sondern auch die Kultur. Der Süden ist christlich geprägt und der Norden muslimisch. Von außen betrachtet, hat man das Gefühl in unterschiedlichen Ländern zu sein. Marguerite stammt aus dem Süden, sie ist in Douala geboren. Ihr Job hatte sie schon Ende der 90er Jahre in den Norden nach Maroua verschlagen, doch sie fühlte sich dort nicht wirklich heimisch.

Während meiner vielen Reisen durch Kamerun hat mich diese Vielfalt von Klima, Landschaft, Flora, Fauna und Kultur beeindruckt. Ich musste sehr oft an die Schöpfungsgeschichte denken: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. (1. Mose 1, 31, LU17)

Fortsetzung folgt …