Verantwortung und Geldbeutel. Vielleicht fragt ihr euch, was denn das eine mit dem anderen zu tun hat.

Das Thema schwirrt schon seit einiger Zeit durch meinen Kopf. Ausgangspunkt: In einer der vielen Weiterbildungsveranstaltungen, die wir als Architekten besucht hatten, viel der Satz: „Verantwortung hört nicht am Geldbeutel auf!“ Ich kann mich nicht mehr erinnern, wer das gesagt hatte oder in welchem Zusammenhang der Satz gefallen ist. Doch seit ich ihn gehört habe, hat er mich nicht mehr losgelassen.

Verantwortung heißt, für mein Leben, mein Tun – und Lassen – einstehen; auch und vor allem für meine Misserfolge und Fehler.

Fehler: Wer macht keine Fehler? Niemand! Wer macht schon gerne Fehler? Niemand! Auch ich nicht. Wenn ich wieder einmal traurig war, weil ich in der Schule Fehler gemacht hatte, tröstete mich meine Mutter mit dem Satz: „Wer nichts macht, macht auch keine Fehler.“ Natürlich wollte sie nicht, dass ich ab jetzt nichts mehr machen soll, um Fehler zu vermeiden. Sie hat mir damals vermitteln wollen, dass Fehler zum Leben gehören. Jeder mach Fehler. Es kommt nur darauf an, was man daraus macht – was ich daraus mache. Heute darf ich auf fast sieben Jahrzenten zurückblicken. Und ich erkenne, dass ich sehr viel aus meinen Fehlern gelernt habe. Wenn ich eine Bilanz ziehe, dann habe ich mehr aus meinen Fehlern als aus meinen Erfolgen gelernt.

Ich habe auch festgestellt: Kein Mensch auf der Erde ist so gerecht, dass er nur Gutes tut und niemals Fehler macht. (Kohelet / Prediger 7, 20 BasisBibel)

Wer seine Verbrechen [Fehler] vertuscht, wird keinen Erfolg haben. Wer seine Fehler bekennt und sie unterlässt, wird Vergebung finden. (Sprichwörter 28, 13 BasisBibel)

Eines war meiner Mutter sehr wichtig und sie hat es mich gelehrt: Ja, ich darf Fehler machen, doch sie hat auch darauf geachtet, dass ich die Konsequenzen meiner Fehler tragen muss. Ich muss die Verantwortung für sie übernehmen.

Einmal hatte ich Erdbeeren – oder waren es Kirschen? – aus dem Garten der Nachbarin genascht, um ehrlich zu sein, ich hatte sie gestohlen. Meine Mutter hatte es mitbekommen – keine Ahnung, wie sie es erfahren hatte. Daraufhin hatte sie mich mit sanftem Druck gedrängt, zur Nachbarin zu gehen, um meinen Diebstahl zu beichten und mich bei ihr zu entschuldigen. Mit hochrotem und gesenktem Kopf ging ich zur Nachbarin. Sie war sehr nett, hat nicht geschimpft und mir kleinem Lockenkopf verziehen. Einen Rat hat sie mir noch gegeben, den ich bis heute beherzige: „Mach das NIE wieder!“ Wenn ich Erdbeeren – oder waren es doch Kirschen? – haben möchte, dann soll ich sie fragen.

Ich glaube, es war das erste und, soweit ich mich erinnern kann, auch das letzte Mal, dass ich geklaut habe. Lesson learned – Lektion gelernt! Ach, wenn es doch immer so einfach wäre.

Und der Geldbeutel?

Manche Fehler sind teuer. Wenn ich die Verantwortung für meine Fehler übernehmen soll, ist es konsequent, dass ich den Schaden aus meiner eigenen Tasche zahle. Ganz einfach. „Verantwortung hört nicht am Geldbeutel auf!“

Doch so mancher stiehlt sich aus der Verantwortung! Im Dezember habe ich festgestellt, dass die Fahrertür meines Autos zerkratzt ist. Nicht sonderlich schlimm, doch die Werkstatt beziffert den Schaden auf knapp 1.900 €. Der Fahrer oder die Fahrerin des anderen beteiligten Fahrzeugs muss bemerkt haben, dass er oder sie mein Auto berührt hat. Fahrerflucht nennt man das und dieser Sachverhalt wird hart bestraft. Doch der Verursacher kann nicht ermittelt werden. Es ärgert mich, denn ich bleibe auf dem Schaden sitzen, den eine andere Person verursacht hat. Nun sind dies „Peanuts“ im Vergleich zu anderen Schäden.

Welche Schäden verantworten wir, für die wir nicht die Verantwortung übernehmen wollen? Bewusst oder unbewusst?

Beispiel Klima: Die aktuellen Diskussionen haben mich bewogen, das Thema „Verantwortung und Geldbeutel“ vertieft zu betrachten.

Letztens hat mir jemand gesagt, dass ihn die Klimadebatte nervt: „Ich will nichts mehr davon hören. Der Zug ist abgefahren. Wir können doch eh nichts mehr gegen den Klimawandel unternehmen. Trump, China und Russland haben sich aus dem Klimaschutz verabschiedet und das kleine Deutschland kann doch eh nichts bewirken.“ Ich war sprachlos. Zumal ich diese Aussage von dieser Person nicht erwartet hatte. Und wenn ich mir die Wahlkampfdebatten und die Umfragen ansehe, dann denken viele so. Warum nur?

Die einen leugnen den menschengemachten Klimawandel. Ich vertraue da eher den Fachleuten als den „alternativen Fakten“ und auf meine Wahrnehmung. Die Meteorologen sagen uns, dass sie Jahr für Jahr Temperaturrekorde messen. Soweit die Fachleute. Doch stöhnen wir nicht ALLE über die heißen Temperaturen der letzten Jahre?

Diese Zeilen schreibe ich aus dem Herzen Afrikas. Meine afrikanischen Freunde haben keinen Einfluss auf die Erderwärmung, doch sie sind die Leidtragenden. Jedes Grad mehr oder weniger spüren sie hautnah. Das Ökosystem ist sehr sensibel. Viele Faktoren beeinflussen, ob die Ernte gut oder schlecht wird. Wir leben hier in der Sahelzone. Frühling, Sommer, Herbst und Winter gibt es nicht. Das Jahr ist unterteilt in eine Trocken- und eine Regenzeit. Letztere dauert nur drei bis maximal vier Monate. Für eine gute Ernte muss der Regen in einem bestimmten Zeitraum beginnen. Er muss regelmäßig fallen. Allerspätestens nach vier Wochen muss es wieder Regnen, sonst vertrocknet das, was man gesät oder gepflanzt hat. Es darf auch nicht zu heftig regnen, denn dann werden die Samen oder die kleinen Pflänzchen und der gute Boden weggespült. Der Regen muss auch wieder rechtzeitig aufhören, sonst verfaulen die Pflanzen auf dem Feld. Nur wenn all diese Faktoren gut zusammenspielen, können die Menschen mit einer guten Ernte rechnen.

Unsere Freunde erklären mir, dass sich die Missernten aufgrund des Klimawandels häufen. Sie hatten in der Vergangenheit immer wieder einmal schlechte Ernten, doch der Abstand wird immer kleiner. In den letzten fünf Jahren hatten sie dreimal einen geringen Ertrag oder sogar einen Totalausfall. Ich lebe seit 2007 hier und kann diese Beobachtung bestätigen.

Ähnlich wie der Fahrer oder die Fahrerin, die mein Auto beschädigt und Fahrerflucht begangen hat, stehlen wir uns beim Klimawandel aus der Verantwortung und andere müssen sie Zeche zahlen.

Doch der Klimawandel geht auch an unseren deutschen Geldbeutel. Er verursacht Naturkatastrophen. Überschwemmungen häufen sich. Man denke nur an das Ahrtal. Immer öfter sind weite große Flächen überschwemmt wie 2024. Das Ausmaß der Wandbrände wird immer größer und sie häufen sich. Die Beseitigung der Schäden kostet Unsummen. Wer trägt diese Kosten? Die Gemeinschaft – sprich wir. Die Versicherung – sprich wir durch die Beiträge, die steigen. Und die Menschen in den betroffenen Regionen, die auf einem Großteil der Kosten sitzen bleiben. Man spreche nur mit einigen Betroffenen im Ahrtal.

Es gibt Menschen, die den Klimawandel leugnen. Ihre Argumente kann ich nicht nachvollziehen. Doch nehmen wir einmal an, ich habe recht und sie irren sich. Wenn wir so weiter machen wie bisher, dann hat dies verheerende Folgen. Milliarden von Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage und weite Teile unserer Erde – wir haben nur diese eine – werden unbewohnbar, wüst und leer.

Earth with clouds above the African continent
Schützt unsere Erde, wir haben nur diese eine!

Nehmen wir einmal an, wir investieren jetzt mehr in den Klimaschutz, so wie ich es mir wünsche, und ich würde mich irren. Was wären dann die Folgen? Unter anderem mehr Wälder, mehr Grün, mehr Biodiversität. Wir hätten eine lebenswertere Umgebung.

Irren ist menschlich. Doch der Irrtum der einen Seite hätte Zerstörung zur Folge, der Irrtum der anderen Seite eine lebenswertere Umgebung. Wollen wir es wirklich darauf ankommen lassen? Stellen wir uns unserer Verantwortung für unseren wunderbaren Planeten Erde und packen wir’s an!

Wie bereits erwähnt, stecken einige den Kopf in den Sand. „Wir kleinen Leute können doch eh nichts machen.“ „Die da oben“ sollen es richten. Und überhaupt, Putin, Trump, Xi und Konsorten und und und …

Wenn „die da oben“ gewählt werden, die den Klimaschutz sogar zurückfahren wollen, dann müssen wir kleinen Leute wohl ran.

Was kann ich tun? Was kannst du tun? Ich bin sicher, jeder kann etwas zum Klimaschutz betragen. Stellen wir uns unserer Verantwortung. Und ja, es kostet etwas. Geld! Oft Bequemlichkeit! Wir müssen raus aus unserer Komfortzone.

Ich fahre immer öfter mit dem Rad zur Arbeit. Das ist auch gut für meine Gesundheit. Ansonsten nehme ich den Bus. Ich habe mir das Deutschlandticket gekauft und nutze es auch immer mehr für Fahrten in der Region. Es kostet mich Zeit. Doch ich nutze sie. Statt zuhause auf dem Sofa lese ich die Nachrichten im Bus. Mal ehrlich, wie verplempern wir die Zeit, wie wir angeblich gewinnen, wenn wir mit 200 km/h über die Autobahn rasen?

Apropos Autobahn! Ich kann nicht nahvollziehen, dass sich immer noch Menschen gegen ein generelles Tempolimit auf Autobahnen wehren. „Freie Fahrt für freie Bürger!“ Welch ein Schwachsinn! Wenn ich schon einmal auf der Autobahn fahre, dann höchstens 110 km/h. Es ist gut für das Klima, schont die Nerven. Diese Klimaschutzmaßnahme ist sogar gut für meinen Geldbeutel, denn ich spare über 10% an Sprit.

Verantwortung wird meistens teuer, wenn ich mich ihr nicht stelle.

Zum Schluss wiederhole ich das afrikanische Sprichwort, das ich bereits im letzten Beitrag zitiert habe: „Viele kleine Leute, die in vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“

Bist du auch wie ich ein kleiner Mensch? Dann lass uns die Welt verändern und an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun.

Übrigens: Für Jesus bist du nicht klein!